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„Du bist immer so still! – Nun sag‘ doch auch mal was!“
29.09.2023„Stille und leise Kinder – wie man aktivieren und Kommunikation fördern kann“ (Fachvortrag am 27.9.23, Sachsenland Glauchau, von Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Frederik Haarig)
Neulich im Gespräch erzählte mir jemand, dass er von anderen als ein Mensch gesehen wird, der in Gesellschaft mit anderen gut klarkommt, diese wohl auch im Leben braucht, als Führungsfigur fungieren kann, als solche anerkannt wird, keinerlei Schwierigkeiten hat, neue Menschen kennen zu lernen, gern kommuniziert – Eigenschaften, die man einem extrovertierten Menschen zuschreibt.
Genau diese Person teilt mir Minuten später mit, dass sie ungern zu großen Veranstaltungen geht, Smalltalk hasst, nicht gern ohne Vorankündigung telefoniert, es genießt allein zu sein, zwei / drei enge Freunde hat, die es mag, intensive Gespräche zu zweit zu führen und als Kind zu Geburtstagen unter dem Tisch saß und malte, sehr viel und lang nachdenkt, intensiv fühlt – ein und dieselbe Person, hier aber mit introvertierten Eigenschaften. Kann es das geben?
Und was bedeuten stille und ruhige Kinder für unseren schulischen Alltag? Wie sollen wir mit ihnen umgehen? - Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Frederik Haarig (https://www.kopfvitamin.de/) gab in seinem Vortrag darüber Auskunft. Zunächst:
Jeder von uns trägt sie in uns, extrovertierte und introvertierte Züge und Eigenschaften – unterschiedlich „dosiert“, da jeder Mensch die verschiedensten Bedürfnisse hat.
30 bis 50 Prozent aller Menschen sollen laut Forschungen eher introvertiert sein. Introversion und Extraversion gelten als genetisch veranlagte Persönlichkeitsmerkmale. Je nach Ausprägung tankt jeder Mensch auf verschiedene Weise Energie, um sich vom Alltag und Stress zu erholen, in Verbindung mit Faktoren der äußerlichen Stimulation.
Und da sind sie nun, hin wieder: die stillen und leisen Kinder, die lieber allein sein wollen, in ihrer eigenen Welt zu leben scheinen, sozialen Rückzug zu brauchen, um aufzutanken, allein spielen und lieber einzeln arbeiten als in der Gruppe. – All das sind keine Makel, nur - die eher ruhigen Kinder sind im Vergleich zu den anderen "aufgeweckten" prozentual weniger im Alltag und fallen dadurch ungewollt auf, gelten oft als Außenseiter; ABER stille Kinder haben genauso ihre Potenziale, Talente und positiven Eigenschaften wie andere auch.
Dies zu erkennen, dafür Verständnis zu entwickeln, einen sensiblen Umgang zu pflegen und diese Kinder in ihrem Tun und Handeln zu bestärken, eine Umgebung zu schaffen, in der sich diese kleinen Persönlichkeiten entfalten können, ihnen immer wieder zu sagen, dass „sie genau so richtig sind, wie sie sind“, ist Aufgabe von uns Lehrkräften. Und wenn wir denn alles richtig gemacht haben …
Da sind sie nun … die erwachsenen „Intros“ … wer einen solchen kennenlernen -, ihn für sich gewinnen kann und diesen seinen Freund nennen darf, wird einen kleinen Schatz an seiner Seite haben, loyal, einfühlsam, offen und ehrlich, zumeist mit einer erfrischenden Brise Humor, pragmatisch, eben einen Anker im Leben. Und willst du ihn behalten:
akzeptiere seine Worte oder lerne sie zu akzeptieren: „Ich bin introvertiert. Du bist ein wunderbarer Mensch und ich mag dich. Aber jetzt bitte pst!“ (Jonathan Rauch, amerikanischer Autor und Journalist)
Und du "Intro" ;-), willst du einen Freund an deiner Seite haben: bringe die Geduld auf, damit der andere dich verstehen kann und sprich' mit ihm, erkläre.
Findet Kompromisse, um zusammen erfolgreich zu sein! (kl)
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