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Wie geht es dir?
27.06.2023In Deutsch ergeben sich - bedingt durch Interpretationen, Diskussionen oder Argumentationen mit unseren Patienten - manchmal sehr persönliche Gespräche, die das eigene Seelenleben widerspiegeln und die mitunter auch unserer Gesellschaft einen Spiegel vor das Gesicht halten. Letzteres ist auch für uns interessant und hilfreich, diese Einblicke für künftigen Unterricht mit einfließen zu lassen. Hier einige zusammengefasste Auszüge:
… eine Frage, die ich mir jeden Tag anhören muss. Doch ich sag‘ immer dasselbe wie: „Es geht“; „Ja, ganz gut.“ oder „Ja, geht schon“. Aber was fühle ich wirklich, wenn mein Auftreten, meine Art was anderes aussagt als meine Antwort.
Naja, mir geht es nicht gut, ich bin erschöpft, ich habe Angst und manchmal weiß ich gar nicht mehr weiter. Es sind hunderte Baustellen in meinem Kopf und Tag für Tag kommt immer ein neues Gewicht in meinen Rucksack und er füllt sich weiter und weiter; in der Hoffnung, es fällt vielleicht was raus, aber es ist leider nicht so, der Rucksack ist unendlich groß und es kommt nur darauf an, bis man durch das Gewicht zusammenbricht und aufgibt.
Ich habe Angst davor, sehr große sogar und setze mir trotzdem das Ziel, oben an der Spitze anzukommen.
Aber dieser Weg ist schwer und er tut weh, weil man nie weiß, was als nächstes kommt und deswegen macht man Pausen beim Erklimmen des Berges, aber auch manchmal leider viel zu lange. Man hofft immer darauf, endlich an der Spitze anzukommen, aber von Tag zu Tag, von Woche zu Woche und von Jahr zu Jahr verliert man den Glauben jemals anzukommen und das ist der Punkt, wo man kaputt geht und kurz davor ist zusammenzubrechen. Wenn man diese Bergwanderung an die Spitze mit sich als Person vergleichen müsste, wäre bei mir die Spitze das „Ziel“, was sich gut anfühlt, wenn man es erreicht. Aber da ist wieder eine Lawine, eine „Überlastung / den Überblick verlieren“, eine zu lange Pause, „Angst/ Panik oder Depression“, ein rollender Stein oder eine Steinwand, „falsche Menschen / gemischte Gefühle / Selbsthass“ - ein neues Gewicht in meinem Rucksack, „ein neues Problem“ und eine Verletzung durch einen Ast, Sturz oder eine Schnittwunde, „Enttäuschung, Schmerz, Wut usw.“.
Also jedes Mal, wenn man mich fragt, wie es mir geht, ist das nicht leicht zu beantworten, weswegen meine Antworten kurz und knapp sind, da ich mir leider zu viele eigene Fragen stelle, wie: „Was soll ich jetzt sagen?“, „Sollte ich mich öffnen?“, „Wird die Person mich ernst nehmen?“, „Kann ich der Person vertrauen?“, „Will er / sie es überhaupt wissen?“ oder „Was für einen Sinn hat es, wenn ich jetzt die Wahrheit sage?“ - Diese Fragen kann ich mir nicht mal selbst beantworten.
All diese Probleme überfordern mich und wie eines meiner Lieblingslieder im Text sagt:
„Manchmal träume ich von Flügeln und dann flieg‘ ich weg,
weg von Sorgen, meinem Problem und all dem ganzen Stress,
über Länder und den schönsten Städten dieser Welt,
doch dann wach ich wieder auf und kämpfe mit mir selbst“ -
und so fühle ich mich auch.
Das alles ist in meinem Kopf, wenn die Frage kommt: „Wie geht es dir?“ und eigentlich will und kann ich das alles manchmal nicht mehr beantworten, doch immer gibt es dieses Glück, was dir aufrappeln hilft, wie ein Wanderkollege oder eine helfende Hand, was mir zeigt, dass ich es schaffen kann, wenn ich an mich selbst glaube und ans Ziel kommen werde, egal, wie schwer dieser Weg wird.
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